Schloss Waasen

Modellbild Schloss Waasen


Das Modell der Schlossanlage Waasen – aus südlicher Ansicht                            Bild: JOFRA
 

MOOSBACH. Spuren im Gelände und ein Modell im Gemeindeamt weisen in Moosbach auf das ehemalige Schloss Waasen hin. Einer seiner Besitzer, Ferdinand Lorenz Graf von Wartenberg, war ein Enkel des Wittelsbacher Herzogs Albrecht V. Nur Ortskundige kennen noch den Platz, an dem das im 19. Jahrhundert abgetragene Gebäude stand.

Über das seinerzeitige Aussehen von Schloss Waasen sind wir durch Beschreibungen, einen Kupferstich Michael Wenings, eine Zeichnung Hugo von Preens und durch das franziszeische Kataster von 1829 unterrichtet.
Um das Jahr 1700 bereiste Michael Wening das Land, um für seine „Historico-topographica descriptio Bavariae“ zu skizzieren und zu recherchieren. Im Jahr 1721 erschien dann im Rahmen seines Gesamtwerkes der Band des Rentamtes Burghausen. Darin findet sich auch ein Kupferstich mit der Ansicht von Schloss Waasen, in der heutigen Gemeinde Moosbach. Dabei fällt auf, dass Wening das Wappenschild leer gelassen hat. Es ist dies der Hinweis darauf, dass die Besitzer das Schloss nicht bewohnten – zu jener Zeit war das die Familie von Wartenberg. Das Schloss und die Hofmark Waasen wurde 1627 um 20.500 Gulden durch Achaz II. von Tannberg an Artlieb von Dachsberg zu Aspach verkauft. 
 
Das Schloss im Modell
Im Sommer des Jahres 1878 wurde das Schloss gesprengt und bis Mitte der 1880er Jahre vollständig abgetragen. Heute sind nur mehr für Ortskundige geringe Geländespuren erkennbar.
 
In der Nähe des ehemaligen Standortes – an der Aspacher Landesstraße, im Moosbacher Ortsteil Waasen, befindet sich eine Info-Tafel des Moosbacher Geschichtslehrpfades.
 
Auf Basis der zuvor genannten Ansichten und Beschreibungen des Schlosses entstand im Jahr 2008 ein maßstabgetreues Modell der Schlossanlage, das jederzeit im Foyer des Hofmarksaales Moosbach, von außen zu besichtigen ist.
 
Die Grafen von Wartenberg und ihre Wittelsbacher Verwandtschaft
 
 
• Herzog Albrecht V. von Wittelsbach heiratete 1546 Anna von Österreich, die Tochter des späteren Kaisers Ferdinand I. von Habsburg. Als drittes Kind aus dieser Verbindung wurde 1550 in Landshut der Sohn Ferdinand geboren. Dieser heiratete 1588 die Tochter des herzoglichen Landrichters und Kastners in Haag – Maria von Pettenbeck. Da die Braut nicht standesgemäß war, wurde den 16 Kindern aus dieser morganatischen Ehe kein Fürsten- sondern nur der Adelsstand verliehen. Sie wurden zu Gräfinnen und Grafen von Wartenberg erhoben.
 • Ferdinand Lorenz Graf von Wartenberg heiratete in zweiter Ehe 1664 Anna Juliana Gräfin von Dachsberg, verwitwete Freifrau von Franking. Sie brachte als letzte Dachsbergerin die Herrschaft Aspach und unter anderem auch die damit vereinigte Hofmark Waasen in die Ehe ein. Allerdings wohnten die Wartenberger nicht im heutigen Innviertel, sondern seit 1659 auf Schloss Tüßling/Altötting.
 
 • Die Innviertler Besitzungen wurden durch Amtmänner von Aspach aus verwaltet. In der Folge trat Ferdinand Marquard Graf von Wartenberg das Erbe an. Er heiratete 1702 in zweiter Ehe die französische Adelige Marie-Jeanne-Baptiste de Melun d´Espinoy. Sie liegt in Pfaffstätt begraben. In der dortigen Pfarrkirche befindet sich an der linken Seitenwand ihr Gedenkstein und am Chorbogen das Allianzwappen der Wartenberg-Melun.
 
 • Ferdinand Marquard starb schon 1730. Er ist in der Frauenkirche in München beigesetzt. Sein Herz aber wurde nach seiner letztwilligen Verfügung beim Marienaltar in der Schlosskirche von Wald an der Alz eingemauert.
 
 • Der einzige Sohn aus dieser Verbindung, Max Emmanuel, wäre nach dem Aussterben der Münchner Linie der Wittelsbacher (dies geschah dann tatsächlich 1777) erbberechtigt gewesen. Jedoch – er starb in jungen Jahren 1736 an der Ritterakademie in Ettal an einem verschluckten Pfirsichkern.
Damit war das Grafengeschlecht der Wartenberger – die „Ferdinandinische“ Seitenlinie der Wittelsbacher – im Mannesstamm erloschen.
 
­­­Quellnachweis: Herr Franz Maier, Moosbach (23. Februar 2012)